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Freitag 22. September 2023 16:30 Uhr Freiburg i. Br. Hochschule für Musik
23. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie GMTH
Vortrag Von der Kompositionslehre zur Philologie: Die Ablösung von musiktheoretischen durch musikwissenschaftliche Ansätze im 19. Jahrhundert am Beispiel von Beethoven’s Studien
Das von Beethoven bis an sein Lebensende aufbewahrte Konvolut seiner eigenen Satzlehrearbeiten aus den 1790er-Jahren, bei der Nachlassversteigerung 1827 durch den Verleger Tobias Haslinger erworben, in dessen Auftrag durch Ignaz v. Seyfried 1832 herausgegeben, in dieser stark bearbeiteten Edition zwar kommerziell erfolgreich, jedoch – zum Beispiel schon 1852 durch Anton Schindler und dann besonders 1872 durch Gustav Nottebohm – vernichtend kritisiert und schließlich erst 2014 durch Julia Ronge im Rahmen der Gesamtausgabe neu ediert, stellt in seiner Geschichte ein prominentes Studienobjekt dar, an dem einige der Verschiebungen im Detail untersucht werden können, für die Ludwig Holtmeier 2010 den Begriff einer «feindlichen Übernahme» der traditionellen Kompositionslehre durch eine «bürgerliche Harmonielehre» des 19. Jahrhunderts geprägt hat: Im vorliegenden Fall wird ein ursprünglich aus dem Kontext einer vorinstitutionellen handwerklich-professionellen Ausbildung stammendes Dokument zunächst im Zuge der nachträglichen Konstruktion einer spezifisch «Wienerischen» Lehrtradition in der Nachfolge Johann Georg Albrechtsbergers zum modellierbaren Versuchsobjekt, dann schnell zum unveränderlich konservierten Grundstein einer schon längst im Gang befindlichen Denkmal- und Legendenbildung. Schließlich wird es nur noch unter dem Aspekt von in der Musik neuartigen philologischen Methoden betrachtet und damit dem ursprünglichen musikalisch-handwerklichen Zugang entzogen. Die vielleicht interessanteste und dabei bis heute am stärksten missverstandene Position in diesem Zusammenhang scheint bei näherer Betrachtung diejenige des ersten Herausgebers Seyfried zu sein, in dessen editorischer Unternehmung widerstreitende Tendenzen seiner Zeit gebündelt auftreten: Einerseits versteht er sich noch als kompetenter Fortführer der alten Lehrtradition, andererseits trägt er etwa mit den seiner Edition hinzugefügten Anekdoten über Beethoven zur Musealisierung und Kommerzialisierung eines modernen Beethovenbilds bei. Zusätzliches Licht auf Seyfrieds Beschäftigung mit Beethoven werfen seine orchestralen Bearbeitungen von Klavier- und Kammermusikwerken Beethovens im Sinne einer «Instrumentation als Analyse», die in diesem Beitrag als mögliche Alternative zur Akademisierung und «künstlerische Forschung» avant la lettre ebenfalls thematisiert werden soll.


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Dienstag 30. Mai 2023 18:30 Uhr Winterthur Konservatorium
Soirée Musikkollegium Winterthur
Konzerteinführung Joseph Haydn: Die Schöpfung


Cardiff

Mittwoch 22. März 2023 15:30 Uhr Cardiff University School of Music online
Conference Opera in Transnational Contexts
Vortrag Grétry’s Zémire et Azor in Vienna: Two Adaptations and a Parody
Starting in the 1770s and with last productions in the 1840s, the operas of Grétry saw many performances at the Viennese theatres: only occasionally in their original French versions (when performed by touring companies), in the late 1770s and early 1780s first in rather literal German translations at the Imperial court theatres, then – after 1800 – in heavily edited productions at Theater an der Wien with large sections of additional music, and finally transferred back to the court theatres beginning in the late 1810s.
Zémire et Azor, an early version of the fairy tale of Beauty and the Beast, sometimes referred to as “The Magic Flute of the French” (Der Sammler, 1818), offers examples of both practices: a conservative court theatre production (performed between 1779 and 1787) and a new orchestration and partial recomposition by Ignaz von Seyfried (Kapellmeister at Theater an der Wien and first editor of Beethoven’s compositional studies), probably written as early as around 1810 but not performed until 1818. In the same year, a parody by Adolf Bäuerle with music by Wenzel Müller was also given at Theater in der Leopoldstadt and quickly adopted in other cities of the monarchy.
All of these productions are documented with surviving libretti and scores and will be presented as examples of the different adaptation practices of French operas at Viennese theatres around 1800.


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Freitag 18. November 2022 9:30 Uhr Bern Hochschule der Künste
Study Days Artistic Research in Music
Vortrag Forschungsprojekte, an denen Künstler*innen beteiligt sind / Projects Integrating Artists as Researchers
Künstler*innen, die im Rahmen von kollaborativen Forschungsprojekten mit Wissenschaftler*innen und Handwerker*innen zusammenarbeiten: Am Beispiel einer Reihe von vom Schweizerischen Nationalfonds SNF und von der Förderagentur Innosuisse finanzierten Forschungsprojekten zu historischen Blechblasinstrumenten, deren Entwicklung ich kürzlich auch schriftlich reflektiert habe,[1] möchte ich einige Einsichten aus der praktischen Erfahrung mit derartigen Konstellationen der Zusammenarbeit über disziplinäre Grenzen hinweg vorstellen. (Presentation in German with slides in English.)
[1] Martin Skamletz: «Practice-Oriented Research». Fifteen Years of Brass Projects at the Hochschule der Künste Bern, in: To Play or Not to Play. Corrosion of Historic Brass Instruments. Romantic Brass Symposium 4, hg. von Adrian v. Steiger, Daniel Allenbach und Martin Skamletz, Schliengen 2022 (Musikforschung der Hochschule der Künste Bern, Bd. 15), S. 9–31 (erscheint demnächst im Open Access).


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Samstag 9. April 2022 15 Uhr Zwickau Robert-Schumann-Haus
Tagung Robert Schumann - Musiktheoretische Perspektiven. 23. Wissenschaftliche Arbeitstagung zu Fragen der Schumann-Forschung
Vortrag Schumann und das Blech: Natur- und Ventilinstrumente im Orchestersatz


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Freitag 15. Oktober 2021 15:30 Uhr Berlin Universität der Künste
Symposium "Das Lehren lernen: Anfänge und Stationen der Ausbildung von Instrumental- und Gesangslehrenden an der Schwelle zum 20. Jahrhundert"
Vortrag „Zum Zwecke der Verbesserung des gesamten Musikunterrichtswesens“: Der Schweizerische Musikpädagogische Verband auf dem Weg zu seinen ersten Diplomprüfungen 1913
Während der 1893 gegründete „Schweizerische Gesang- und Musiklehrerverein“ in seinem Vereinsorgan „Der Volksgesang“ noch das allgemeine Ziel einer „Hebung und Förderung des Gesanges und der Musik in der Schule, Kirche, Haus und Verein“ propagierte, traten nach seiner Umbenennung zum „Schweizerischen Musikpädagogischen Verband“ ab 1911 Überlegungen zur Ausbildung von Instrumental- und Gesangslehrpersonen immer mehr in den Vordergrund. Das ab Anfang 1912 monatlich und ab 1913 zweiwöchentlich erscheinende neue Vereinsorgan nannte sich Schweizerische Musikpädagogische Blätter, und in der Antrittsadresse seines Herausgebers E. A. Hoffmann an die Leserinnen und Leser ist ausdrücklich der Anspruch formuliert, nach der bis dahin vorherrschenden Auseinandersetzung mit dem Schulgesang nun „auch instrumentalpädagogische Fragen aufgerollt und besprochen“ zu wissen. Dabei würde „dem Wissenschaftlichen, das für alle Praxis die Grundlage bildet, eine breitere Basis eingeräumt werden“, und zwar ohne Einseitigkeit oder Parteilichkeit: Es sollten „alle Richtungen, soweit sie überhaupt ernst zu nehmen sind, zum Worte kommen“. Das Ziel der „Einführung und Abhaltung von Fachlehrerprüfungen“ wurde schon im Frühjahr 1913 umgesetzt, und ein wesentliches Grundanliegen dieses Berufsverbandes, der im übrigen bis heute unter dem gleichen Namen fortbesteht, nämlich der Einsatz für angemessene Entlohnungsbedingungen, bildet von Anfang an gewissermaßen einen cantus firmus seiner publizistischen Tätigkeit.
Dieser Beitrag will die ersten drei Jahrgänge 1912 bis 1914 der Schweizerischen Musikpädagogischen Blätter einer detaillierten Betrachtung unterziehen und anhand der in ihnen enthaltenen Informationen die allererste Phase der Entwicklung hin zu einer von einem Berufsverband getragenen privaten musikalischen Berufsausbildung in der Schweiz nachvollziehen. Dabei ergeben sich immer wieder Gelegenheiten zu einem Vergleich mit den zu dieser Zeit ebenfalls in Entwicklung befindlichen öffentlichen Konservatorien in der Schweiz, und nicht zuletzt ist ein Außenblick auf die parallelen Entwicklungen in Deutschland und Österreich möglich.



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Samstag 2. Oktober 2021 13:30 Uhr Basel Musik-Akademie
21. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie GMTH
Vortrag „I belong neither to this age nor this culture“ – Nochmals zu Harry Partch in Madison
Der Aufenthalt von Harry Partch an der University of Wisconsin in Madison zwischen 1944 und 1947 war zwar sehr produktiv, wurde aber aufgrund fehlender Akzeptanz seiner Person und seines damals schon voll entwickelten 43-Ton-Systems durch die School of Music nicht in ein permanentes Arbeitsverhältnis umgewandelt und damit zum Präzedenzfall für Partchs mit weiteren universitären Gastaufenthalten durchsetzte unstete Karriere. Er entwickelte in Madison einige seiner selbst gebauten Instrumente weiter, schloss sein Buch „Genesis of a Music“ ab, konnte über längere Zeit mit einem festen Ensemble von Studierenden proben, Vorträge und Konzerte veranstalten und unter quasi professionellen Bedingungen Schallplattenaufnahmen herstellen, sah aber dennoch Grund zu permanenter Unzufriedenheit und kultivierte seinen Sonderstatus als Außenseiter im akademischen Betrieb – so weit das Fazit, das bis heute in der Partch-Literatur über diese Episode seiner Laufbahn gezogen wird.
Dieser Beitrag möchte den Blick auf Partchs Zeit in Madison, sein Stimmungssystem und seine schriftlichen Äußerungen dazu etwas erweitern und ausgehend von Dokumenten wie dem Programm des „May Music Festivals“ 1945 und Briefen verschiedener Beteiligter das künstlerische Klima an der University of Wisconsin breiter beleuchten: Partch war in dieser Zeit mitnichten der einzige interessante Gast, sondern die Universität buchstäblich eine Arche Noah des europäischen Exils. Der auch für Partchs Anbindung entscheidende Pianist Gunnar Johansen entstammte der Berliner Busoni-Schule, das aus dem Brüsseler Konservatorium hervorgegangene und – immer wieder verjüngt – bis heute in Madison beheimatete Pro Arte Quartet hatte gerade Schönbergs Schwager und künstlerischen Weggefährten Rudolf Kolisch als Primarius aufgenommen. Gespielt wurden Werke von Bartók, Hindemith, Milhaud und Stravinsky ebenso wie von amerikanischen Komponisten, unter die aus damaliger Sicht ganz selbstverständlich auch Partch eingeordnet wurde.



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Freitag 4. Dezember 2020 16:40 Uhr Bern Hochschule der Künste > ONLINE
Konferenz Zur musikalischen Ausbildung im 19. Jahrhundert
Vortrag „Geordnet und herausgegeben von…“ Ignaz v. Seyfried als Musiktheoretiker
Ignaz v. Seyfrieds Bearbeitung von Ludwig van Beethoven’s Studien (1832) wurde schon früh kritisiert und 2014 endlich durch Julia Ronges Edition im Rahmen der Beethoven-Gesamtausgabe definitiv ersetzt; seine schon vorangegangenen vergleichbaren Unternehmungen in Bezug auf Albrechtsbergers sämmtliche Schriften (1826, 21837) und die Wiener Tonschule (1827) als angebliche Zusammenfassung der Lehren von Johann Georg Albrechtsbergers Nachfolger Joseph Preindl sind demgegenüber bisher auf weniger Echo gestossen. Die Hintergründe ihrer Entstehung und die Seyfried dabei leitenden Prinzipien erhellen sich aus seiner im Manuskript erhaltenen und bislang nur auszugsweise und in bearbeiteter Form publizierten Autobiographie (in: Denksteine, hg. von August Schmidt, Wien 1848).



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Donnerstag 5. November 2020 17:45 Uhr Lugano Conservatorio della Svizzera italiana SUPSI > ONLINE
Konferenz Beethoven and the Piano - Philology, Context and Performance Practice
Vortrag A gesture of transgression – Beethoven’s compositional response to the extension of the keyboard range in the “Waldstein” sonata
As a continuation of my recent research on the impact of the piano ambitus on the structure of Beethoven’s compositions for piano around 1800, this contribution will have a look at the “Gassenhauer” piano trio op. 11 and the violin sonata op. 12/3 – both composed in 1798 – who present a chromatic transgression of the keyboard range (F–F#–G) which will be taken up in the “Waldstein” piano sonata op. 53 in 1803 one step higher as G–G#–A.
Martin Skamletz: “Man hat diese Erweiterung des Tonumfanges seit ein paar Jahren an den Tasteninstrumenten sehr weit getrieben.” Der Umgang mit Grenzen beim späten Mozart und beim frühen Beethoven, in: Rund um Beethoven. Interpretationsforschung heute, ed. by Thomas Gartmann and Daniel Allenbach, Schliengen 2019 (Musikforschung der Hochschule der Künste Bern, vol. 14), p. 263–290.
- Tagungsbericht GfM
- Tagungsbericht SMZ


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WEGEN CoV ABGESAGT Mittwoch 8. April 2020 17 Uhr Bern Hochschule der Künste Bern
Forschungs-Mittwoch Nach dem Französischen frey bearbeitet – Opernadaptierungen in Wien nach 1800
In einer Pause der napoleonischen Kriege entdeckt das Wiener Theaterpublikum seine Leidenschaft für Opern aus dem Feindesland: Sie werden ins Deutsche übersetzt, zensuriert, subversiv umgedeutet und auch musikalisch bearbeitet, entwickeln sich zu Vehikeln der Konkurrenz zwischen verschiedenen Theatern, regen die Verlagsproduktion an und beeinflussen lokale Komponisten, so etwa einen gewissen Beethoven.
Martin Skamletz präsentiert einige besonders instruktive Auswüchse dieser Mode – als Beispiele für einen noch nicht in musealer Werktreue erstarrten Opernbetrieb mit propagandistischen Untertönen, die aus dem Hintergrund von einer starken Frau orchestriert werden.
Plakat PDF



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WEGEN CoV ABGESAGT Samstag 28. März 2020 11:30 Uhr Bern Hochschule der Künste Bern
Konferenz Liricas da Li e Chasper Po
Vortrag Briefe von Harry Partch an Lee Hoiby von 1948 bis 1958 und Hoibys Li Po-Vertonung
Der amerikanische Pianist und Komponist Lee Hoiby (1926–2011) war Mitglied des Ensembles von Studierenden an der University of Wisconsin in Madison, mit dem Harry Partch 1946 seine erste Schallplattenaufnahme von U.S. Highball realisierte. Wenige Jahre später kreuzten sich ihre Wege wieder am Mills College in Oakland, CA. Die in Hoibys Nachlass erhaltenen Briefe von Partch waren bislang nur punktuell bekannt und erhellen einige biographische Details zwischen Partchs Zeit in Gualala, CA und seinem Aufenthalt an der Northwestern University in Evanston, IL.
Hoiby hat einen einzigen Text von Li Po als Lied vertont: The River-Merchant’s Wife: A Letter in der Übertragung von Ezra Pound. Die erste Fassung dieser Komposition, die Hoiby bis in die 1980er-Jahre beschäftigen sollte, stammt aus den Jahren 1954–1958.



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Donnerstag 12. März 2020 Freiburg i.Br.
Studientag Drittmittelförderung an Musikhochschulen des Freiburger Forschungs- und Lehrzentrums Musik FZM
Präsentation Erfahrungen in der Drittmittelförderung von Forschungsprojekten am Institut Interpretation der Hochschule der Künste Bern



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Dienstag 3. März 2020 12 Uhr Schloss Weinberg
Anton Bruckner Privatuniversität PARL - Platform for Art and Research Linz
Presentation Aspects of artistic research in research projects of Bern University of the Arts’ Institute Interpretation
Music research at Bern University of the Arts HKB (Hochschule der Künste Bern) has since HKB’s foundation in 2003 been conducted within its Research area (Forschungsschwerpunkt) Interpretation (2019 renamed as Institute Interpretation). Due to the legal and institutional framework in Switzerland, i.e. the integration of the former conservatories into universities of applied sciences (Fachhochschulen), with a quadruple mandate (formation, research, continuing education and rendering of services) and a strong obligation to acquire external finances, HKB’s research activities have to balance the requirements of being “practice-led” on the one hand and of being eligible for third-party funding on the other.
Cooperating with University of Bern for the academic tutoring of our doctoral candidates in a Graduate School of the Arts since 2009 (2019 Graduate School of the Arts and Humanities, study programme Studies in the Arts), we have been focusing on the design of research projects to be funded by Swiss National Science Foundation SNSF and Swiss Innovation Agency Innosuisse (formerly Swiss Commission of Technology and Innovation CTI). In this process, the academic development of our teaching faculty has been a central element, and research topics have largely been determined by bottom-up processes, corrected by success in the acquisition of funding. Entering the discussion on methodologies of artistic research is quite new for us; I will discuss some instances of essential practical contributions by musicians to our research projects avant la lettre.



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Samstag 5. Oktober 2019 16 Uhr Zürich Zürcher Hochschule der Künste
19. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie GMTH
Vortrag Komposition – Instrumentation – Edition in Catels Sémiramis
Charles-Simon Catels Tragédie lyrique Sémiramis wird im Mai 1802 an der Pariser Oper erstaufgeführt – exakt ein Jahr nach der Approbation seines Traité d’Harmonie als offizielles Lehrmittel durch das Conservatoire. Schon allein durch diese zeitliche Nähe ist sie ein aussagekräftiges Studienobjekt für das mögliche Verhältnis von Musiktheorie und Komposition. Dieser Beitrag will sich darüber hinaus vor allem mit Aspekten der Behandlung der Blechblasinstrumente in diesem Werk beschäftigen, die das Spannungsfeld um eine zusätzliche Dimension erweitern: Beeinflussung der kompositorischen Möglichkeiten durch instrumentale Voraussetzungen oder aber Erweiterung des Instrumentengebrauchs durch musikalische Ideen? Weitere historische Tiefe erhält das Thema dadurch, dass Catel sein Werk nach der ersten Produktion grundlegend überarbeitet hat. In die Betrachtung werden dabei auch zeitgenössische Aufführungsmaterialien einbezogen, die noch andere Änderungen enthalten als die bekannten beiden gedruckten Partiturfassungen des Werkes und damit Fragen nach der Verbindlichkeit der Umsetzung von notierten Anweisungen aufwerfen.



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Donnerstag 19. September 2019 12 Uhr Oxford Magdalen College
Conference Theatre on the Move in Times of Conflict (1750-1850)
Vortrag Performances of French Opera in Vienna during the Napoleonic Era: The Example of Bouilly/Dupaty/Isouard’s L’intrigue aux fenêtres
Between the treaty of Lunéville in 1801 and the first French occupation of Vienna in late 1805, performances of French musico-dramatic works enjoyed a huge “vogue” (Carolyn Kirk) on the Viennese stages, beginning with the opening of the Theater an der Wien in June 1801 and culminating with Cherubini writing his Faniska for the Hoftheater, which received its first performance there in early 1806. The works to be performed – one-act comic pieces as well as three-act serious operas – were imported in the form of scores printed in Paris that were both translated and musically adapted for the Viennese theatres, which tried to outdo each other in staging them. Whereas hardly any administrative documents regarding these enterprises have survived, a large corpus of the original performance materials is kept in the music collection of the Österreichische Nationalbibliothek. After a short overview of the general phenomenon, I focus here on the Singspiel an den Fenstern (the French original as well as its Viennese adaptation), highlighting some of its characteristics and explaining the propagandistic subtext of its first performance in Vienna on 17 January 1806 – one day after the Austrian Emperor’s return from his short exile during the Napoleonic occupation.



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Samstag 16. Februar 2019 11 Uhr Bremen Sophie Drinker Institut
Tagung Konservatoriumsausbildung von 1795 bis 1945
Vortrag Die Berufsausbildung des Schweizerischen Musikpädagogischen Verbandes SMPV
Der 1893 gegründete Schweizerische Gesang- und Musiklehrer-Verein entwickelt schnell schwerpunktmäßig pädagogische Aktivitäten, nimmt 1911 seinen noch heute gültigen Namen Schweizerischer Musikpädagogischer Verband SMPV an und richtet 1913 eine eigene Berufsausbildung parallel und analog zu den städtischen und kantonalen Konservatorien ein. Dabei liegt der Schwerpunkt von Anfang an auf der Ermöglichung der Diplomierung von schon praktisch tätigen Musikerinnen und Musikern, und bis heute sucht das Angebot eines berufsbegleitenden Privatstudiums international seinesgleichen – nach Auslagerung der Berufsausbildung des SMPV in die Stiftung Schweizer Akademie für Musik und Musikpädagogik SAMP 2007 ist sie mittlerweile in weiterentwickelter Form und in Kooperation mit der SAMP unter dem Dach der Kalaidos Fachhochschule angesiedelt mit einem Angebot anerkannter BA- und MA-Abschlüsse. Dieser Beitrag zeichnet die Frühgeschichte dieser privaten musikalischen Ausbildung nach, die von Anfang dezentral und gesamtschweizerisch funktioniert, während das öffentliche Bildungssystem in allen Bereichen kantonal organisiert ist.
> Tagungsbericht von Nathalie Meidhof in Die Tonkunst 13 (2019), Nr. 3, S. 355–357.
> Tagungsbericht von Simon Kannenberg in GfM-Tagungsberichte



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Mittwoch 23. Januar 2019 17:30 Uhr Bern Hochschule der Künste
Workshop-Tagung European Music Training Institutions in the Long 19th Century (1789–1914): Pedagogical Politics and Cultural Exchange
Vortrag The making of a Viennese canon of music theory around 1830
Ludwig van Beethoven’s Studien, compiled for the first time in 1832 by Ignaz von Seyfried, are the best-known and most extensively and critically studied, but not the first of a series of publications aiming at the establishment of a genuinely Viennese tradition in music-theoretical teaching. Already in 1826 Seyfried had edited J. G. Albrechtsbergers sämmtliche Schriften, and 1827 saw the publication of the Wiener Tonschule attributed to the late Joseph Preindl, but »geordnet und herausgegeben« by Seyfried as well. Furthermore, also in 1832, Carl Czerny published his monumental translation of Antoine Reicha’s Parisian treatises with commentaries as Vollständiges Lehrbuch der musikalischen Composition, in 1838 Die Kunst der dramatischen Composition. This project shall compare these editions with their sources and try to identify the leading principles for their compilation, translation or cultural appropriation. In addition to an immanent analysis, also their role in the contemporary musical and pedagogical context shall be researched.
> Tagungsbericht: Claudio Bacciagaluppi: Pedagogia e cultura dei conservatori nell'ottocento, in: Musicapiù 53 (2018), S. 17–20. PDF



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Freitag 25. Mai 2018 12 Uhr Wien Österreichische Gesellschaft für Musik
Tagung Französische Oper in Wien um 1800
Vortrag Wiener Aufführungen von französischen Opern im Spiegel des Tagebuches von Joseph Carl Rosenbaum
Basierend auf Peter Prokops Transkription des Rosenbaum-Tagebuches werden zunächst wenige allgemeine Überlegungen zum Verhältnis von professionellem Theaterbetrieb und gesellschaftlichem Umfeld angestellt. Darauf folgen einige Detailbeobachtungen zu Rosenbaums Berichten rund um die Aufführungen ausgewählter französischer Werke im Konkurrenzbetrieb zwischen den Hoftheatern und dem Theater an der Wien, die der bekannten Quellensituation neue Aspekte hinzufügen.
> Tagungsbericht von Konstantin Hirschmann in GfM-Tagungsberichte



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Samstag 11. November 2017 18 Uhr Lucca Complesso monumentale di San Micheletto
Conference Professor Reicha: Practice and Legacy of a Composer-Teacher
Vortrag "Reicha and modulation: theoretical concepts and instrumental limits"
Antoine Reicha’s [Introduction et] Rondeau pour Cor Solo avec Accompagnement de l’Orchestre, dated “Paris 1823”, was written for the Italian virtuoso Giovanni Puzzi (1792–1876) in his early London years. The piece is in F Major and has a quite unique modulation plan touching the keys of C, D flat, B flat, D natural and E flat Major as well as f and d minor – all to be played on a Cor Solo (i.e. a natural horn) in F, thus implying extensive use of stopped notes. Other works composed for Puzzi, such as Moscheles’ Introduction et Rondeau Ecossais concertans op. 63, Bochsa’s Trois Fantaisies en duo pour harpe et cor op. 65 and Potter’s Sonata di bravura concertante op. 13, are much less adventurous concerning the use of remote keys – Potter even showing his awareness of this problem and providing possible abbreviations for the amateur performer: “L’auteur qui a composé cette Sonate pour le fameux Cor, Monsieur Puzzi, sait que ces modulations sont extrêmement difficiles à bien exécuter sur le cor et conseille à ceux qui les trouvent trop difficiles d’aller tout de suite à B.” (Potter, Sonate op. 13, horn part, p. 2) In order to be able to evaluate the importance of Reicha’s Introduction et Rondeau, this contribution will try to situate the piece in three contexts: Puzzi’s repertoire (as reconstructed by Bradley Strauchen), Reicha’s other compositions for natural horn(s) resp. those for solo instruments, and – last but not least – the passages relating to modulation and the use of keys in his theoretical writings.



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Freitag 15. September 2017 15 Uhr Bern Hochschule der Künste
Symposium Rund um Beethoven - Interpretationsforschung heute
Vortrag "Wien um 1800: Die Entwicklung der Instrumente im Spiegel der Kompositionen"
Die ersten Jahre nach 1800 sind im Wiener Klavierbau eine bewegte Zeit: „Das 19. Jahrhundert beginnt noch mit dem Fünfoktaven-Umfang [F1–f3], der gelegentlich, bei Walter, bis g3, dann von Schantz bis a3 und um 1805 von den meisten Herstellern bis c4 erweitert wird.“ (Gert Hecher: Designentwicklung und bautechnische Datierungsmöglichkeiten, in: Beatrix Darmstädter et al. (Hg.): Das Wiener Klavier bis 1850: Bericht des Symposiums „Das Wiener Klavier bis 1850“, Tutzing 2007, S. 179–194, hier S. 192.) Diese sich wandelnden instrumentalen Voraussetzungen haben einen Einfluss auf die in dieser Zeit in Wien komponierten und publizierten Werke – nicht nur bei Beethoven, der im Sommer 1803 einen Erard-Flügel mit Tonumfang bis c4 erhält und daraufhin etwa die Sonate op. 53 schreibt und den Klavierpart des Konzerts op. 37 in eine definitive Form bringt. Dieser Beitrag versucht anhand einiger Beispiele von verschiedenen Komponisten die Erweiterung des Tonraumes mit der Veränderung der formalen und tonalen Disposition der Werke in Verbindung zu setzen.



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Donnerstag 26. Januar 2017 13:30 Uhr Bern Hochschule der Künste
Konferenz Neapolitan Musical Pedagogy of the Eighteenth Century: Theory, Sources and Reception
Vortrag Jean Baptiste Mathieu’s manuscript copy of Nicola Sala’s Regole del contrappunto pratico
This contribution presents a formerly unknown manuscript copy of Nicola Sala’s printed Regole del contrappunto pratico (1794) from a private collection in Switzerland. It was copied by Jean Baptiste Mathieu (1762–1847), teacher of solfège and serpent at Paris Conservatoire and later maître de chapelle at St. Louis in Versailles, already in 1804 – thus earlier than the French publication of Sala’s Regole in Choron’s Principes de composition des écoles d’Italie (1809).



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Samstag 1. Oktober 2016 12 Uhr Hannover Hochschule für Musik, Theater und Medien
16. Jahreskongress der Gesellschaft für Musiktheorie GMTH
Vortrag „Auch war man hier so klug gewesen, die Partitur hin und wieder mit blasenden Instrumenten zu bereichern“ – Der haustypische Orchesterklang in den ersten Jahren des Theaters an der Wien 
Was die Zeitung für die elegante Welt im titelgebenden Zitat 1803 am Beispiel einer Oper von Domenico della Maria beschreibt, ist am 1801 eröffneten Theater an der Wien kein Sonderfall: Gerade die zu dieser Zeit äußerst populären Werke des postrevolutionären französischen Musiktheaters werden in ihren Wiener Fassungen nicht nur den üblichen Adaptierungsprozessen wie Übersetzung, Kürzung oder Einlage unterzogen, sondern – so die These – systematisch in ihrer Orchestrierung verändert, um sie einem wiedererkennbaren klanglichen „Stil des Hauses“ anzupassen, der sich besonders in der Behandlung der Blasinstrumente von den französischen Vorlagen ebenso unterscheidet wie von der Praxis an anderen zeitgenössischen Wiener Theatern.
Dieser Orchesterklang des Theaters an der Wien soll anhand überlieferter Aufführungsmaterialien dargestellt und im Vergleich mit orchestralen Werken der ihn maßgeblich prägenden Personen dingfest gemacht werden: des Orchesterdirektors (i.e. Konzertmeisters) Franz Clement und der beiden Kapellmeister Anton Fischer und Ignaz v. Seyfried, die bislang vorwiegend als Figuren aus Beethovens Umfeld bekannt geworden sind. Biografische Schlaglichter auf einzelne Orchestermitglieder spielen dabei ebenso eine Rolle wie Fragen der Instrumentenentwicklung.
Besonders deutlich fassbar ist dieses Phänomen in den Wiener Fassungen der Werke von Luigi Cherubini, der
-       grundsätzlich mit großem Respekt behandelt und
-       nur behutsam, aber doch auch retuschiert wird, der
-       diesen Wiener Stil mit einigen instrumentatorischen Besonderheiten seinerseits beeinflusst,
-       ihn während seines Wienaufenthalts 1805/06 aus eigener Anschauung kennenlernt und schließlich
-       kompositorisch auf ihn reagiert.



Donnerstag 22. September 2016 9:40 Uhr Musikhochschule Detmold
Impulsvortrag "Praktisch angewandte Theorie" und "MA Specialized Music Performance mit Vertiefung Forschung" an der Hochschule der Künste Bern
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